Erfahrungsbericht
Verfasst: Mo Jan 02, 2012 1:57 pm
Hallo zusammen
Die folgenden Zeilen sollen als Erfahrungsbericht eines weiteren Tibiakopffraktur-Opfers informieren. Mir persönlich haben ähnliche Berichte weitergeholfen. Für gestandene Forumsbenutzer oder jene, die sich schon lange mit dieser Verletzung herumplagen, wird dieser Text wohl eher sinnlos sein. Ist ja egal, habe kein Papier verbraucht, nur ein paar KB.
Meine Geschichte:
Ich bin 36 Jahre alt und habe mir mit meiner Freundin ein Auslandjahr in Skandinavien geleistet (Blockhütte im Wald). Nach einem Monat Tibiakopffraktur, tja, habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Dies ist nun ca. 8 1/2 Monate her und wir sind immer noch hier oben, es war und ist trotzdem weltklasse. Natur pur.
Ablauf und Erfahrungen:
Am 10. April 2011 Unfall beim Fussball (Langlauf wäre wohl cleverer gewesen). Diagnose: Tibiakopffraktur aussen, ein Teil des Meniskus sei ziemlich tief in den entstandenen Spalt gefallen, Wadenbeinkopfbruch. (Da ich der finnischen Sprache überhaupt nicht mächtig bin und mein Englisch irgendwo nach dem Smalltalk aufhört, waren die Untersuchungsergebnisse eher schwierig zu verstehen, auch weitere Besprechungen waren eher mühsam). Bein ist enorm geschwollen, darum eine Woche warten bis zur OP. Am 18. April operiert, Platte und fünf Schrauben, drei Tage im Spital.
Woche 1 und 2 nach OP:
Das Bein in steifer Klett-Schiene. (Fand ich komisch, da ich meinte, dass einige sofort nach der OP mit Biegen beginnen). Keine Schmerzen.
Woche 3 bis 5 nach OP:
Durfte das Knie bis 90 Grad biegen. Moralischen Dämpfer beim ersten Probieren, ging gerade mal 35 Grad, nach einer Woche hatte ich die 90 Grad zusammen, geht doch. Noch keine Belastung aufs Bein. Knie und Fuss ziemlich angeschwollen, hochlagern (über dem Herz) hat immer geholfen. Bewegte mein Knie so oft als möglich, Fuss nicht vergessen. Unbedingt an der kompletten Streckung arbeiten. (Noch eine wichtige Anmerkung: Meine persönlichen Tipps sind in anderen Bruch-Fällen eventuell falsch oder nicht hilfreich. Ich hatte leider nie Krankengymnastik bekommen, nur ein Zettel mit Übungen. Darüber hinaus versuchte ich zu machen was ging und ich für logisch befand.)
Woche 6 und 7 nach OP:
Lustige Klett-Schiene weg und Teilbelastung von 20 kg, volle Biegung wäre jetzt erlaubt. Leider klappte dies nur bedingt und z.B. um Rad zu fahren fehlten noch ein paar Grad Biegung. Also eine weitere Woche Trockenübungen und Dehnen. Danach jeden Tag auf dem Bike (kleiner Gang, viele Umdrehungen). Verspürte keine Schmerzen aber ein Druck ums Knie herum. Dehnen der Füsse nicht vergessen.
8 Wochen nach der OP:
Stöcke weg und volle Belastung, super Sache! Erste Gehversuche eher lustig als toll. Extrem erschreckend wie kraftlos ich war. (Anmerkung: Ich war vor meinem Unfall ziemlich sportlich, war oft mehrere Tage am Stück, auch mit viel Gepäck, in den Bergen unterwegs (Sommer und Winter). War während 8 Jahren Berufssportler (Snowboard), da ist in den Beinen einiges an Muskelmasse zusammengekommen.) Da war nix mehr übrig. Versuchte deshalb Physiotherapie zu beantragen, durfte da 3x hin und bekam weitere Übungen zur Stärkung der Muskelatur. Fleissiges Bewegen des Knies hat mir, nicht nur in dieser Zeit, enorm geholfen (kann auch während dem Zähneputzen, Kochen, Arbeiten usw. sein).
Monat 3 nach der OP:
Viel Radfahren, Muskelaufbau mit simplen Übungen (bin ja immer noch im Wald). Im Sand umhergehen (für den Aufbau kleiner Muskeln), Stretching usw.. Hatte manchmal Schmerzen an der Knieinnenseite (ist wohl der Bandansatz). Blaue Flecken in der Kniekehle. Sonst keine Schmerzen, nur ein Drücken und Spannen ums Knie herum, beinahe tägliche Fortschritte. Letzter Termin beim Arzt.
Monat 4 nach der OP:
Jeden Tag Übungen für die Beweglichkeit und den Muskelaufbau, zusätzlich mit ein wenig Gewicht in den Händen (Holzrugel). Ein normales Spannset zwischen zwei Bäumen (Slackline), eignet sich ziemlich gut um die kleineren Muskeln im Knie zu aktivieren. Spaziergänge bis zu 10 km, nicht immer ganz schmerzfrei, aber sehr ok. Jogging geht noch nicht.
Monat 5 nach der OP:
Mehrtägiges Wandern (inkl. 10 kg Gepäck) kein Problem. Spüre aber immer noch ein Spannen ums Knie herum (ähnlich wie wenn man viel zu enge Hosen an hätte. Vielleicht sollte ich solche kaufen, dann wäre das komische Gefühl normal). Jogging, nein. Waldarbeiten, ja. Baum fällt!
Nach 8 1/2 Monaten (Jetzt):
Fortschritte werden kleiner, manchmal auch ein Schritt zurück, Tendenz aber schon aufwärts. Muskelatur im verletzen Bein noch nicht auf 100 Prozent. Da ich hier in Finnland nach der OP beinahe keine ärztliche Betreuung hatte, weiss ich nicht so recht wo ich stehe. Bin aber schon extrem froh, dass ich mich wieder ohne grossen Einschränkungen im Gelände bewegen kann.
Was geht:
(Ich muss vielleicht zuerst sagen, dass ich bei allen Aktivitäten immer noch ein leichtes Spannen ums Knie empfinde, hoffe das geht noch weg).
Langes Wandern, Jogging, in die Hocke gehen, Hüpfen (auch auf einem Bein), Waldarbeiten (mit viel Gewicht) usw.. Bei der Biegung fehlen mir noch ca. 5 Grad.
Was (noch) nicht geht:
Schnell rennen (Sprint), Stop-and-Go-Sportarten (habe ich aber noch nicht ganz aufgegeben), Wintersport weiss ich noch nicht.
Was noch nicht so toll ist:
Spannen/Ziehen ums Knie herum (ich hoffe wirklich, dass dies noch besser wird. Ein wenig viel «hoffen» in den letzten Zeilen), blaue Stellen in der Kniekehle (stören aber nicht), manchmal Schmerzen an der Knieinnenseite (muss mal checken ob da alles ok ist mit den Bändern). Zwischendurch Knieknacken (vermute manchmal im Gelenk, manchmal an den Sehnen). Um alles mal auf Deutsch zu besprechen, auch Zwecks Materialentfernung und Hinauszögern der Arthrose, werde ich nach meiner Rückkehr einen Arzt suchen.
Vielen Dank an die Macher und Nutzer des Forums!
Homer S.
Die folgenden Zeilen sollen als Erfahrungsbericht eines weiteren Tibiakopffraktur-Opfers informieren. Mir persönlich haben ähnliche Berichte weitergeholfen. Für gestandene Forumsbenutzer oder jene, die sich schon lange mit dieser Verletzung herumplagen, wird dieser Text wohl eher sinnlos sein. Ist ja egal, habe kein Papier verbraucht, nur ein paar KB.
Meine Geschichte:
Ich bin 36 Jahre alt und habe mir mit meiner Freundin ein Auslandjahr in Skandinavien geleistet (Blockhütte im Wald). Nach einem Monat Tibiakopffraktur, tja, habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Dies ist nun ca. 8 1/2 Monate her und wir sind immer noch hier oben, es war und ist trotzdem weltklasse. Natur pur.
Ablauf und Erfahrungen:
Am 10. April 2011 Unfall beim Fussball (Langlauf wäre wohl cleverer gewesen). Diagnose: Tibiakopffraktur aussen, ein Teil des Meniskus sei ziemlich tief in den entstandenen Spalt gefallen, Wadenbeinkopfbruch. (Da ich der finnischen Sprache überhaupt nicht mächtig bin und mein Englisch irgendwo nach dem Smalltalk aufhört, waren die Untersuchungsergebnisse eher schwierig zu verstehen, auch weitere Besprechungen waren eher mühsam). Bein ist enorm geschwollen, darum eine Woche warten bis zur OP. Am 18. April operiert, Platte und fünf Schrauben, drei Tage im Spital.
Woche 1 und 2 nach OP:
Das Bein in steifer Klett-Schiene. (Fand ich komisch, da ich meinte, dass einige sofort nach der OP mit Biegen beginnen). Keine Schmerzen.
Woche 3 bis 5 nach OP:
Durfte das Knie bis 90 Grad biegen. Moralischen Dämpfer beim ersten Probieren, ging gerade mal 35 Grad, nach einer Woche hatte ich die 90 Grad zusammen, geht doch. Noch keine Belastung aufs Bein. Knie und Fuss ziemlich angeschwollen, hochlagern (über dem Herz) hat immer geholfen. Bewegte mein Knie so oft als möglich, Fuss nicht vergessen. Unbedingt an der kompletten Streckung arbeiten. (Noch eine wichtige Anmerkung: Meine persönlichen Tipps sind in anderen Bruch-Fällen eventuell falsch oder nicht hilfreich. Ich hatte leider nie Krankengymnastik bekommen, nur ein Zettel mit Übungen. Darüber hinaus versuchte ich zu machen was ging und ich für logisch befand.)
Woche 6 und 7 nach OP:
Lustige Klett-Schiene weg und Teilbelastung von 20 kg, volle Biegung wäre jetzt erlaubt. Leider klappte dies nur bedingt und z.B. um Rad zu fahren fehlten noch ein paar Grad Biegung. Also eine weitere Woche Trockenübungen und Dehnen. Danach jeden Tag auf dem Bike (kleiner Gang, viele Umdrehungen). Verspürte keine Schmerzen aber ein Druck ums Knie herum. Dehnen der Füsse nicht vergessen.
8 Wochen nach der OP:
Stöcke weg und volle Belastung, super Sache! Erste Gehversuche eher lustig als toll. Extrem erschreckend wie kraftlos ich war. (Anmerkung: Ich war vor meinem Unfall ziemlich sportlich, war oft mehrere Tage am Stück, auch mit viel Gepäck, in den Bergen unterwegs (Sommer und Winter). War während 8 Jahren Berufssportler (Snowboard), da ist in den Beinen einiges an Muskelmasse zusammengekommen.) Da war nix mehr übrig. Versuchte deshalb Physiotherapie zu beantragen, durfte da 3x hin und bekam weitere Übungen zur Stärkung der Muskelatur. Fleissiges Bewegen des Knies hat mir, nicht nur in dieser Zeit, enorm geholfen (kann auch während dem Zähneputzen, Kochen, Arbeiten usw. sein).
Monat 3 nach der OP:
Viel Radfahren, Muskelaufbau mit simplen Übungen (bin ja immer noch im Wald). Im Sand umhergehen (für den Aufbau kleiner Muskeln), Stretching usw.. Hatte manchmal Schmerzen an der Knieinnenseite (ist wohl der Bandansatz). Blaue Flecken in der Kniekehle. Sonst keine Schmerzen, nur ein Drücken und Spannen ums Knie herum, beinahe tägliche Fortschritte. Letzter Termin beim Arzt.
Monat 4 nach der OP:
Jeden Tag Übungen für die Beweglichkeit und den Muskelaufbau, zusätzlich mit ein wenig Gewicht in den Händen (Holzrugel). Ein normales Spannset zwischen zwei Bäumen (Slackline), eignet sich ziemlich gut um die kleineren Muskeln im Knie zu aktivieren. Spaziergänge bis zu 10 km, nicht immer ganz schmerzfrei, aber sehr ok. Jogging geht noch nicht.
Monat 5 nach der OP:
Mehrtägiges Wandern (inkl. 10 kg Gepäck) kein Problem. Spüre aber immer noch ein Spannen ums Knie herum (ähnlich wie wenn man viel zu enge Hosen an hätte. Vielleicht sollte ich solche kaufen, dann wäre das komische Gefühl normal). Jogging, nein. Waldarbeiten, ja. Baum fällt!
Nach 8 1/2 Monaten (Jetzt):
Fortschritte werden kleiner, manchmal auch ein Schritt zurück, Tendenz aber schon aufwärts. Muskelatur im verletzen Bein noch nicht auf 100 Prozent. Da ich hier in Finnland nach der OP beinahe keine ärztliche Betreuung hatte, weiss ich nicht so recht wo ich stehe. Bin aber schon extrem froh, dass ich mich wieder ohne grossen Einschränkungen im Gelände bewegen kann.
Was geht:
(Ich muss vielleicht zuerst sagen, dass ich bei allen Aktivitäten immer noch ein leichtes Spannen ums Knie empfinde, hoffe das geht noch weg).
Langes Wandern, Jogging, in die Hocke gehen, Hüpfen (auch auf einem Bein), Waldarbeiten (mit viel Gewicht) usw.. Bei der Biegung fehlen mir noch ca. 5 Grad.
Was (noch) nicht geht:
Schnell rennen (Sprint), Stop-and-Go-Sportarten (habe ich aber noch nicht ganz aufgegeben), Wintersport weiss ich noch nicht.
Was noch nicht so toll ist:
Spannen/Ziehen ums Knie herum (ich hoffe wirklich, dass dies noch besser wird. Ein wenig viel «hoffen» in den letzten Zeilen), blaue Stellen in der Kniekehle (stören aber nicht), manchmal Schmerzen an der Knieinnenseite (muss mal checken ob da alles ok ist mit den Bändern). Zwischendurch Knieknacken (vermute manchmal im Gelenk, manchmal an den Sehnen). Um alles mal auf Deutsch zu besprechen, auch Zwecks Materialentfernung und Hinauszögern der Arthrose, werde ich nach meiner Rückkehr einen Arzt suchen.
Vielen Dank an die Macher und Nutzer des Forums!
Homer S.
