Und noch ein Opfer ;-) - der Bericht!
Verfasst: Mi Apr 11, 2012 6:40 pm
So liebe Leute, hier mein Bericht:
Am 27.1.2012 so gegen 6 Uhr morgens fuhr ich mit meinem Schatz in den Skiurlaub auf die Gerlitzen Alpe (Kärnten). Wir hätten ein wunderschönes Wellnesshotel gebucht gehabt. Im Hotel angekommen, umziehen im Wellnessbereich, da das Zimmer noch nicht fertig war, und ab auf die Piste. Mit dem ersten Lift hoch, kurz überlegt wie wir das Gebiet erkunden und ab ins Tal. Nach ca. 500m rutscht mir mein rechter Außenski leicht weg, ich gebe mehr druck darauf, damit ich nicht hinfalle, plötzlich greift der Ski und macht seine Kurve ohne mir vorher Bescheid zu geben. Mich setzt es hinten runter, das Knie verdreht sich, ein kleiner Knaxer ein wenig Aua und ich lag auch schon da. Kurz darauf kam mein Schatz und wusste gleich, dass etwas passiert ist, da ich noch nicht wieder aufgestanden war.
Wie ich da so sitze und meinen Plan übers weitere Vorgehen mache meinte mein Schatz, sie holt den Bergrettungsdienst. Mein Plan war aber anders, einen Ski abschnallen und mit dem zweiten zurück ins Hotel fahren, dort ins Auto und weiter ins Krankenhaus.
Gesagt getan, fuhr ich ein paar Meter, was gar nicht so schlecht ging, nur die Angst saß halt im Nacken, dass der Fuß irgendwann mal den Boden berührt, was natürlich mit Schmerzen verbunden gewesen wäre. Da wir das Skigebiet nicht kannten schaute mir meine Lebensgefährtin einige Meter zu und beschloss dann, dass ich nicht mehr weiterfahren darf, sonder die sich auf selber höhe befindliche Hütte ansteuern muss.
Bei der Hütte angekommen, setzte ich mich samt Ski auf die erste freie Bank und mein Schatz verständigte die Bergrettung. Als diese dann nach ca. 20 Minuten zur Stelle war und einen ersten Blick darauf warf musste ich dann weitere 40 Minuten warten bis dann der Rettungswagen Vorort war. Der Bergretter füllte einen Gummihandschuh mit Schnee und begann das ganze mal zu kühlen.
Weiter ging es mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus nach Villach. Nach 45 Minuten dort eingetroffen, ab ins Röntgen und der Schaden stand fest - Tibiaplateaufraktur der weiter Verlauf war auch schon geplant. Ab ins CT, weiter ins Gipszimmer und dann auf die Station und der OP-Termin am selben Tag war auch schon eingeplant. Die Ärztin klärte mich dann über das geplante Vorgehen auf, nur machte ich ihr einen Strich durch die Rechnung, denn ich wollte in mein Heimatkrankenhaus, in dem ich selbst arbeite, überstellt werden. Die Ärztin war sehr verständnisvoll und meinte: "ich würde es auch so machen, wir machen noch die Voruntersuchungen, verpassen ihnen einen Gips, danach bekommen sie noch ein Schmerzmittel und dann kann es losgehen". Als meine Lebensgefährtin im KH eintraf war ich schon bereit für die 4,5-stündige Heimfahrt.
Diese ging die erste Zeit recht gut, dann begann das Bein zu Schmerzen. Ab auf die Raststelle und im Koffer nach Schmerztabletten suchen. Um 21.15 sind wir dann in Tulln im KH eingetroffen, wo der Diensthabende Unfallchirurg schon auf mich wartete. Hier wurde dann das CT nachgeholt, da in Villach ein polytraumatisierter Patient dazwischen kam und wir vorher schon abreisten.
Nach dem CT war das volle Ausmaß der Verletzung bekannt. Zur Tibiaplateaufractur kam noch ein Ausriss des vorderen Kreuzbandes hinzu.
Da das Knie nach der Fahrt deutlich mehr geschwollen war entschloss man sich dann mit der Operation bis Montag zu warten und bis dahin mit einer Eismaschine zu kühlen.
Nach Rücksprache mit dem Anästhesisten entschloss ich mich das ganze unter Periduralanästhesie machen zu lassen.
Wie zu erwarten schwoll das Knie bis Montag ab und die OP konnte starten. Fahrt in den OP, setzen des Periduralkatheters und dann kann auch schon in Bauchlage begonnen werden, das Tibiaplateau mit 1platte und 8 Schrauben zu rekonstruieren. Nach knapp 1,5 Stunden wieder zurück auf den Rücken und mittels Arthroskopie das knöchern ausgerissene Kreuzband wieder fixieren. Als die Kamera dann im Knie war kam es schlimmer. Beim Ausriss des Kreuzbandes ging der Großteil der inneren Gelenksfläche zu Bruch - was die Aussicht nicht gerade besser macht. Nach dem das Kreuzband fixiert wurde und alle Knochenfragmente so gut wie möglich wieder in die richtige Lage gebracht wurden kam der Gips wieder drauf und es ging über den Aufwachraum auf die Station.
Die Nacht bricht herein, man denkt aufgrund des PDA-Kathethers hat man keine Schmerzen und man kann schlafen und dann kommt's. Ich wusste bis dahin nicht, dass man im Periduralraum Septen haben kann, die den Katheter nur einseitig wirken lassen, was soviel heißt, wie der nichtooperierte Fuß war taub und der operierte tat weh! Ich hatte so starke Wadenkrämpfe, dass die Schmerztherapie immer wieder auf narkoseniveau erhöht wurde. Der Unfallchirurg äußerte dann den Verdacht eines Kompartments, der weiter Schritt war eine Kompartmentdruckmessung mit dem Ergebnis das zum Glück alles in Ordnung ist.
Am nächsten Tag, nach der längsten Nacht meines Lebens, kam der Primar der Anästhesie zu mir und wir entschlossen den PDA-Katheter neu zu setzen. Dieser wirkte dann recht gut nur kamen immer wieder starke Wadenkrämpfe hinzu. Am dritten Tag mit Wadenkrämpfen, für die keiner eine Erklärung hatte meinte eine Schwester, ich soll doch mal das Eis weg lassen, es könnte ja auch davon kommen. Sie hatte recht, glauben konnte es niemand, aber es war so. Nach ein paar weiteren Tagen durfte ich in häusliche Pflege entlassen werden.
Die ersten Tage zu Hause vergingen eher langsam, denn man kann sich nicht wirklich gut helfen, aber was erzähle ich euch da, ihr habt es ja leider auch am eigenen Leib erleben dürfen. Man wird aber von Tag zu Tag kreativer und selbstständiger.
Nach ca. 3 Wochen und schlechtem Wetter kam das erste Hoppala, die Linke Krücke rutscht weg und ich belaste das operierte Knie zum ersten mal --> Röntgenkontrolle, zum Glück alles in Ordnung! Nach 2 weiteren Wochen rutscht auf total trockenen Fliesen die rechte Krücke weg und es kam zur ersten Vollbelastung, der Schmerz war heftig und ich brauchte eine kurze Pause --> Röntgenkontrolle, immer noch alles in Ordnung, nochmal Glück gehabt!
Der weitere Verlauf war dann ohne Zwischenfälle, nach 6 Wochen Beginn mit der Teilbealastung mit max 20 kg und nach weiteren 2 Wochen Beginn mit der "geplanten" Vollbelastung.
Nach dem ich das KH verlassen hatte war ich 2 bis 3 mal die Woche bei der Physiotherapie und täglich auf der Motorschine. Heute, nach knapp 9,5 Wochen, bin ich den ersten Tag in der Reha am Weißen Hof, mal schauen wie es so wird.
Stand heute: ca. 5 grad Streckdefizit und Beugung aktiv mit ca. 80 grad, passiv geht's etwas weiter. Belastung ist mit ganz geringen Schmerzen, je nach dem ob das Bein länger gestreckt war (keine Schmerzen) oder im sitzen länger gebeugt war (Schmerzen zu Beginn der Belastung). Gehen ohne Krücken geht in der Wohnung auf kurzen Distanzen gut, es wurde mir aber empfohlenen, nicht zu viel ohne Krücken zu laufen, da man sich sonst einen falschen Gang antrainiert.
Den Reha-Verlauf werde ich euch dann auch noch berichten.
LG, Mario
Am 27.1.2012 so gegen 6 Uhr morgens fuhr ich mit meinem Schatz in den Skiurlaub auf die Gerlitzen Alpe (Kärnten). Wir hätten ein wunderschönes Wellnesshotel gebucht gehabt. Im Hotel angekommen, umziehen im Wellnessbereich, da das Zimmer noch nicht fertig war, und ab auf die Piste. Mit dem ersten Lift hoch, kurz überlegt wie wir das Gebiet erkunden und ab ins Tal. Nach ca. 500m rutscht mir mein rechter Außenski leicht weg, ich gebe mehr druck darauf, damit ich nicht hinfalle, plötzlich greift der Ski und macht seine Kurve ohne mir vorher Bescheid zu geben. Mich setzt es hinten runter, das Knie verdreht sich, ein kleiner Knaxer ein wenig Aua und ich lag auch schon da. Kurz darauf kam mein Schatz und wusste gleich, dass etwas passiert ist, da ich noch nicht wieder aufgestanden war.
Wie ich da so sitze und meinen Plan übers weitere Vorgehen mache meinte mein Schatz, sie holt den Bergrettungsdienst. Mein Plan war aber anders, einen Ski abschnallen und mit dem zweiten zurück ins Hotel fahren, dort ins Auto und weiter ins Krankenhaus.
Gesagt getan, fuhr ich ein paar Meter, was gar nicht so schlecht ging, nur die Angst saß halt im Nacken, dass der Fuß irgendwann mal den Boden berührt, was natürlich mit Schmerzen verbunden gewesen wäre. Da wir das Skigebiet nicht kannten schaute mir meine Lebensgefährtin einige Meter zu und beschloss dann, dass ich nicht mehr weiterfahren darf, sonder die sich auf selber höhe befindliche Hütte ansteuern muss.
Bei der Hütte angekommen, setzte ich mich samt Ski auf die erste freie Bank und mein Schatz verständigte die Bergrettung. Als diese dann nach ca. 20 Minuten zur Stelle war und einen ersten Blick darauf warf musste ich dann weitere 40 Minuten warten bis dann der Rettungswagen Vorort war. Der Bergretter füllte einen Gummihandschuh mit Schnee und begann das ganze mal zu kühlen.
Weiter ging es mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus nach Villach. Nach 45 Minuten dort eingetroffen, ab ins Röntgen und der Schaden stand fest - Tibiaplateaufraktur der weiter Verlauf war auch schon geplant. Ab ins CT, weiter ins Gipszimmer und dann auf die Station und der OP-Termin am selben Tag war auch schon eingeplant. Die Ärztin klärte mich dann über das geplante Vorgehen auf, nur machte ich ihr einen Strich durch die Rechnung, denn ich wollte in mein Heimatkrankenhaus, in dem ich selbst arbeite, überstellt werden. Die Ärztin war sehr verständnisvoll und meinte: "ich würde es auch so machen, wir machen noch die Voruntersuchungen, verpassen ihnen einen Gips, danach bekommen sie noch ein Schmerzmittel und dann kann es losgehen". Als meine Lebensgefährtin im KH eintraf war ich schon bereit für die 4,5-stündige Heimfahrt.
Diese ging die erste Zeit recht gut, dann begann das Bein zu Schmerzen. Ab auf die Raststelle und im Koffer nach Schmerztabletten suchen. Um 21.15 sind wir dann in Tulln im KH eingetroffen, wo der Diensthabende Unfallchirurg schon auf mich wartete. Hier wurde dann das CT nachgeholt, da in Villach ein polytraumatisierter Patient dazwischen kam und wir vorher schon abreisten.
Nach dem CT war das volle Ausmaß der Verletzung bekannt. Zur Tibiaplateaufractur kam noch ein Ausriss des vorderen Kreuzbandes hinzu.
Da das Knie nach der Fahrt deutlich mehr geschwollen war entschloss man sich dann mit der Operation bis Montag zu warten und bis dahin mit einer Eismaschine zu kühlen.
Nach Rücksprache mit dem Anästhesisten entschloss ich mich das ganze unter Periduralanästhesie machen zu lassen.
Wie zu erwarten schwoll das Knie bis Montag ab und die OP konnte starten. Fahrt in den OP, setzen des Periduralkatheters und dann kann auch schon in Bauchlage begonnen werden, das Tibiaplateau mit 1platte und 8 Schrauben zu rekonstruieren. Nach knapp 1,5 Stunden wieder zurück auf den Rücken und mittels Arthroskopie das knöchern ausgerissene Kreuzband wieder fixieren. Als die Kamera dann im Knie war kam es schlimmer. Beim Ausriss des Kreuzbandes ging der Großteil der inneren Gelenksfläche zu Bruch - was die Aussicht nicht gerade besser macht. Nach dem das Kreuzband fixiert wurde und alle Knochenfragmente so gut wie möglich wieder in die richtige Lage gebracht wurden kam der Gips wieder drauf und es ging über den Aufwachraum auf die Station.
Die Nacht bricht herein, man denkt aufgrund des PDA-Kathethers hat man keine Schmerzen und man kann schlafen und dann kommt's. Ich wusste bis dahin nicht, dass man im Periduralraum Septen haben kann, die den Katheter nur einseitig wirken lassen, was soviel heißt, wie der nichtooperierte Fuß war taub und der operierte tat weh! Ich hatte so starke Wadenkrämpfe, dass die Schmerztherapie immer wieder auf narkoseniveau erhöht wurde. Der Unfallchirurg äußerte dann den Verdacht eines Kompartments, der weiter Schritt war eine Kompartmentdruckmessung mit dem Ergebnis das zum Glück alles in Ordnung ist.
Am nächsten Tag, nach der längsten Nacht meines Lebens, kam der Primar der Anästhesie zu mir und wir entschlossen den PDA-Katheter neu zu setzen. Dieser wirkte dann recht gut nur kamen immer wieder starke Wadenkrämpfe hinzu. Am dritten Tag mit Wadenkrämpfen, für die keiner eine Erklärung hatte meinte eine Schwester, ich soll doch mal das Eis weg lassen, es könnte ja auch davon kommen. Sie hatte recht, glauben konnte es niemand, aber es war so. Nach ein paar weiteren Tagen durfte ich in häusliche Pflege entlassen werden.
Die ersten Tage zu Hause vergingen eher langsam, denn man kann sich nicht wirklich gut helfen, aber was erzähle ich euch da, ihr habt es ja leider auch am eigenen Leib erleben dürfen. Man wird aber von Tag zu Tag kreativer und selbstständiger.
Nach ca. 3 Wochen und schlechtem Wetter kam das erste Hoppala, die Linke Krücke rutscht weg und ich belaste das operierte Knie zum ersten mal --> Röntgenkontrolle, zum Glück alles in Ordnung! Nach 2 weiteren Wochen rutscht auf total trockenen Fliesen die rechte Krücke weg und es kam zur ersten Vollbelastung, der Schmerz war heftig und ich brauchte eine kurze Pause --> Röntgenkontrolle, immer noch alles in Ordnung, nochmal Glück gehabt!
Der weitere Verlauf war dann ohne Zwischenfälle, nach 6 Wochen Beginn mit der Teilbealastung mit max 20 kg und nach weiteren 2 Wochen Beginn mit der "geplanten" Vollbelastung.
Nach dem ich das KH verlassen hatte war ich 2 bis 3 mal die Woche bei der Physiotherapie und täglich auf der Motorschine. Heute, nach knapp 9,5 Wochen, bin ich den ersten Tag in der Reha am Weißen Hof, mal schauen wie es so wird.
Stand heute: ca. 5 grad Streckdefizit und Beugung aktiv mit ca. 80 grad, passiv geht's etwas weiter. Belastung ist mit ganz geringen Schmerzen, je nach dem ob das Bein länger gestreckt war (keine Schmerzen) oder im sitzen länger gebeugt war (Schmerzen zu Beginn der Belastung). Gehen ohne Krücken geht in der Wohnung auf kurzen Distanzen gut, es wurde mir aber empfohlenen, nicht zu viel ohne Krücken zu laufen, da man sich sonst einen falschen Gang antrainiert.
Den Reha-Verlauf werde ich euch dann auch noch berichten.
LG, Mario