Tibiakopffraktur - erfolgreich konservative Therapie
Verfasst: Mi Jul 13, 2016 9:01 pm
Liebe Leute,
nachdem mir einer der sehr wenigen Berichte über eine konservativ behandelte Tibiakopffraktur die man online finden kann hier wirklich sehr geholfen hat, möchte ich diesem Beispiel folgen und ebenso den Verlauf meines Bruchs schildern; für alle die vielleicht in einer ähnlichen Situation sind und nach Erfahrungsberichten anderer suchen.
Ich (27, weiblich) habe mir am 23.4. bei einem Sturz beim Ballspiel eine Tibiakopffraktur zugezogen. Da ich gleich nach dem Sturz wegen dem Schmerz überhaupt nicht belasten konnte, bin ich sofort ins Krankenhaus und nach einem Röntgen und CT wurde der Bruch auch gleich festgestellt: Mehrfragmentäre Fraktur des lateralen Tibiakopfes links mit Beteiligung der Gelenkfläche bei minimalen Stufenbildungen. Da Stufenbildung und Dislokation minimal waren hat der behandelnde Arzt mir erstmal einen Spaltgips (Liegegips) für das ganze Bein verordnet. Ich bekam Belastungsverbot und sollte in einer Woche wiederkommen. Wenn sich bis dahin nichts verschoben hatte, war der ursprüngliche Therapieplan ca 8 Wochen Gips und dann Belastungsstart.
Für mich war mehr als der Schmerz selbst eher die Erkenntnis (die ich erst in den nächsten Tagen so richtig bei mir ankam), dass ich für sehr lange Zeit nicht gehen würde können, der größere Schock. Noch dazu fand ich es anfangs schwierig mit dem Riesengips und den Krücken umzugehen. Im Krankenhaus bekam ich keine Einführung zur Handhabung der Krücken, was meine Physiotherapeutin viel später dann sehr bemängelte. Auch hatte ich in den ersten Tagen mit den Thrombosespritzen einige Probleme, da ich eine allergische Reaktion entwickelte, die wie sich dann herausstellte aber an den Desinfektionstüchern und nicht an dem Mittel selbst lag.
Nach einer Woche kam ich zur Kontrolle ins Krankenhaus und dort leider zu der einzigen Ärztin im Verlauf dieser Verletzung mit der ich wirklich unzufrieden war. Der Bruch hatte sich nicht weiter verschoben, die Ärztin war allerdings anscheinend unzufrieden mit der Idee einer konservativen Therapiemethode. Ganz klar wollte sie mir das allerdings nicht sagen und mir auch keine Therapieempfehlung geben. Sie schickte mich mit dem Spaltgips wieder heim und sagte ich solle mir über das Wochenende bitte endlich überlegen ob ich eine Operation oder weiterhin den Gips wolle. Daraufhin besuchte ich einen privaten Orthopäden, der mir (wie der erste Arzt im Krankenhaus) ebenso eine konservative Therapie empfohlen hat, jedoch wieder darauf hinwies, dass ich wirklich darauf achten solle das Bein auf keinen Fall zu belasten.
Ich hatte daraufhin wöchtenlich Krankenhauskontrollen mit Röntgen um eine etwaige Verschiebung zu überprüfen. Auch bekam ich bald statt dem Spaltgips einen geschlossenen Oberschenkelgips, der allerdings nur um wenig leichter war. Erst am 18.5. bekam ich dann eine Knieorthese, mit der ich wieder begann das Knie 30Grad zu beugen, jedoch noch immer mit Belastungsverbot. Erst am 9.6. (also nach fast 8 Wochen) durfte ich die Belastung mit 15kg starten - die Knieorthese war noch immer auf 30Grad eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt begann auch die (ungemein wichtige) Physiotherapie.
Zwei Wochen später wurde die Knieorthese auf 60Grad erweitert und die Belastung auf 25-30kg.
Weitere 2 Wochen später, am 7.7. wurde die Beugungseinschränkung der Knieorthese aufgehoben und Start der Vollbelastung, begleitet von der Physiotherapie, erlaubt. Ich sollte innerhalb von einer Woche wieder zumindest kleine Wege ganz ohne Krücken gehen können. Diese besagte Woche ist morgen vorbei - nach der heutigen Physiotherapie kann ich bei mir in der Wohnung schon ganz ohne Schiene und ohne Krücken gehen. Bei kleineren Wegen draußen gehe ich auch ohne Schiene, bei längeren benutze ich sie noch. Eine Krücke nehme ich momentan zur Vorsicht noch mit, wenn ich hinaus gehe - nach längeren Wegen ermüdet das Bein schnell und schmerzt, wenn ich es nicht zwischendurch durch die Krücke ein wenig entlaste.
Soweit so gut. Ich bin zuversichtlich, dass mit konsequentem Wiederholen der Übungen aus der Physiotherapie zur Muskelstärkung und Bewegung (jetzt kann ich dann auch bald das empfohlene Radfahren im Fitnesstudio beginnen) alles weiterhin am Weg der Besserung bleibt und gut verläuft.
Noch kurz zu Themen / Problemen die bei mir aufkamen oder mich beschäftigt haben:
Die Beugung
das Problem bei der konservativen Therapie ist natürlich, dass das Bein oft sehr lange im Gips ist (bei mir fast 2 Monate) und dadurch 'einrostet'. Die Beugung kann erst langsam wieder gestartet werden. Ich habe jetzt seit nicht ganz einer Woche die Erlaubnis (statt den vorherigen 60Grad) ganz zu beugen, das mir mögliche Maximum liegt jedoch bis jetzt bei ca 115Grad. Ich muss dazu aber sagen, dass ich sehr zuversichtlich bin. Nach jeder Einheit bei meiner wunderbaren Physiotherapeutin kann ich das Bein ein paar Grad mehr beugen und ich merke auch einfach, dass ich da im Alltag wirklich dahinter sein muss und je mehr ich es regelmäßig strecke und beuge, desto schneller bessert sich das auch.
Belastung/Schmerzen
ich habe bei der Belastung akut keine gravierenden Schmerzen. Jedoch muss man einfach damit rechnen, dass wenn man mit der Belastung nach langer Zeit wieder startet überall mal etwas zwickt oder zieht oder sticht. Wobei man zwar wirklich ausreichend üben muss, sollte man da jedoch auch auf seinen Körper hören und sich nicht übernehmen / zu viel von sich verlangen - wenn es zu sehr wehtut, wieder eben ein paar Schritte mit einer Krücke zur Unterstützung gehen zum Beispiel.
Das Gehen mit Krücken
Falls es einem im Krankenhaus nicht gezeigt wird, unbedingt Anleitungen dazu besorgen - im Internet gibt es einige - besonders bei Tipps fürs Treppen gehen etc. Beim Hinaufgehen: Krücken auf der unteren Stufe (oder eine Hand Krücke, die andere am Geländer) - kurz abstützen, das gesunde Bein auf die nächste Stufe und restlichen Körper nachziehen. Was meine Physiotherapeutin sehr verärgert hat, war, dass man im Krankenhaus so sehr darauf bedacht war, dass ich nur ja nicht belaste, dass ich zwei Monate auf Krücken mit einem Bein in der Luft herumgehüpft bin. Dadurch ist natürlich jeglicher normale Gang dahin und die Hüfte / der Rücken extrem belastet und schief. Es hätte schon sehr geholfen die natürliche Gangart beizubehalten, also den verletzten Fuß so mitzubewegen als wäre er belastbar, den Boden berührend, nur eben absolut ohne Gewicht daraufzugeben. Dann hätte der Körper zumindest nicht die natürliche Bewegung so schnell vergessen und der Start ins wieder Gehen lernen verläuft dann leichter.
Die Angst vor einem weiteren Verschieben
Mich hat eigentlich fast 2 Monate bis dann tatsächlich die Belastung begonnen hat, stets die Angst begleitet, dass sich doch noch was verschieben könnte, durch ein kurzes anstoßen oder falsch ankommen. Natürlich ist es wichtig da sehr vorsichtig zu sein, man sollte aber versuchen da ein gutes Mittel zu finden. Ich persönlich bin 3 oder 4 Mal im Laufe dieser Zeit ausgerutscht, so dass ich mit dem verletzten Fuß das Gleichgewicht wiederfinden musste. Jedes Mal bekam ich große Panik, nie ist etwas passiert. Ich hatte dabei allerdings auch nie einen Schmerz verspürt, mir wurde dann im Krankenhaus gesagt, dass man eine weitere Verschiebung durch äußere Umstände (also zu plötzlich und zu viel aufsteigen oder ähnliches) doch auch durch einen Schmerz spüren würde. Ich weiß nicht ob es denn tatsächlich möglich ist sich in dieser Situation nicht zu viele Sorgen zu machen, möchte aber zumindest gesagt haben, dass nicht jede kleine falsche Bewegung automatisch das Schlimmste bedeuten muss.
Physiotherapie
Unbedingt Physiotherapie machen und bei den Kontrollen im Krankenhaus auch immer wieder darauf bestehen, dass diese rechtzeitig empfohlen wird.
Fußschwellung/-verfärbung
Auch das machte mir immer wieder Sorgen, da ich im Internet dazu kaum Berichte finden konnte. Gerade in der Zeit bevor ich anfangen konnte wieder mehr zu belasten, wurde mein Fuß wenn er nach unten hing, also auch bei kleinen Wegen wie zum Wasser holen oder beim Zähne putzen leicht dunkelrot/rotbläulich und ist ein bisschen angeschwollen. Sobald ich das Bein dann wieder hochgelegt habe, wurde der Fuß auch gleich wieder 'normal'. Ich machte mir da immer gleich Sorgen wegen Thrombose, obwohl mir im Krankenhaus und auch von meiner Hausärztin gesagt wurde, dass das normal sei, solange es eben beim Hochlegen sofort wieder die normale Farbe bekommt und ich dabei auch keine Schmerzen oder Ähnliches habe. Das liegt wohl daran, dass das Blut nicht mehr so gut und schnell nach oben gepumpt wird, da ja von unten auch nie Druck darauf kommt. Ich hatte daher im Sitzen eigentlich wirklich immer das Bein nach oben auf einen zweiten Sessel gelegt und es wurde mir gesagt möglichst oft das Fußgelenk zu bewegen, also Fuß hinauf und hinunter ziehen, um die Venenpumpe anzuregen. Ich denke haupstächlich zur Beruhigung meiner Nerven meinte meine Hausärztin dann, ich könnte mir ja einen leichten Stützstrumpf besorgen (also die Variante für die man kein Rezept braucht, wie viele ihn auch zum Fliegen verwenden) und diesen anziehen, wenn ich aus dem Haus gehe und der Fuß wirklich länger nach unten hängt. Das habe ich gemacht und es hat mich auch beruhigt, ob es wirklich nötig gewesen ist, sei dahingestellt...
Im Alltag
Die ersten paar Wochen konnte ich zum Glück bei meiner Schwester wohnen, wollte dann allerdings doch zwecks der Unabhängigkeit wieder in meine eigene Wohnung zurück. Da half mir ein kleiner Rollwagen sehr, auf den ich Dinge (wie Wassergläser, Essen, alles mögliche eigentlich) stellen konnte um sie zu transportieren.
Da meine Dusche nicht flach zugänglich ist, war auch das Duschen zuerst eher schwierig. Das habe ich letztendlich dadurch gelöst in die Dusche einen Hocker zu stellen und auch vor die Dusche einen zu platzieren auf dem das verletzte Bein liegen konnte um mich so im Sitzen zu duschen.
Achtung im Badezimmer/bei Nässe mit den Krücken
auf glattem Boden, wie zum Beispiel auf Badezimmerfliesen, rutscht man damit wahnsinnig schnell weg, immer darauf achten, dass die Krücken beziehungsweise der Boden nicht nass sind. Das gleichte gilt auch bei Regen: Auf der Straße und am Asphalt rutscht man eigentlich auch bei Regen nicht weg, jedoch sind die Krücken dann nass und wenn man dann in ein Stiegenhaus mit glattem Boden kommt, sollte man die Krücken mit einem Tuch oder was auch immer zu Hand ist kurz unten abtrocknen, damit sie dann nicht doch wegrutschen. Auf der Straße und am Gehsteig auf Kanaldeckel oder ähnliche glatte Oberflächen achten, auf denen man leicht ausrutschen kann.
Ja, mehr fällt mir jetzt so im Nachhinein nicht mehr ein, ich beantworte aber gerne noch Fragen dazu, falls noch welche aufkommen!
Letztendlich kann ich sagen, dass ich von der konservativen Therapie in meinem Fall wirklich sehr überzeugt bin und mich glücklich schätze, dass diese überhaupt in Erwägung gezogen wurde (mir wurde von einem Arzt gesagt, bei einer Tibiakopffraktur wird oft gar nicht erst überlegt, sondern einfach gleich eine OP gemacht). Natürlich muss man auch die Nachteile sehen: man fängt später mit dem Belasten an und das Bein ist sehr lange gerade / wird steif. Jedoch ist eine OP einfach immer ein großes Risiko, und es wird dabei viel Gewebe zerstört, dass ja eigentlich intakt ist. Im Nachhinein waren sich bei mir auch alle Ärzte einig, dass eine OP ein unnötiger Eingriff in den Körper gewesen wäre. Aber das ist natürlich ganz individuell von Bruch zu Bruch unterschiedlich.
Gut, ich hoffe ich konnte das möglichst klar schildern und ein paar Betroffenen, die vielleicht gerade das Internet nach positiven Erfahrungsberichten durchstöbern, Hoffnung auf baldige Besserung geben!
Schöne Grüße und gute Besserung an alle, die gerade mit einer Verletzung zu kämpfen haben!
-b.
nachdem mir einer der sehr wenigen Berichte über eine konservativ behandelte Tibiakopffraktur die man online finden kann hier wirklich sehr geholfen hat, möchte ich diesem Beispiel folgen und ebenso den Verlauf meines Bruchs schildern; für alle die vielleicht in einer ähnlichen Situation sind und nach Erfahrungsberichten anderer suchen.
Ich (27, weiblich) habe mir am 23.4. bei einem Sturz beim Ballspiel eine Tibiakopffraktur zugezogen. Da ich gleich nach dem Sturz wegen dem Schmerz überhaupt nicht belasten konnte, bin ich sofort ins Krankenhaus und nach einem Röntgen und CT wurde der Bruch auch gleich festgestellt: Mehrfragmentäre Fraktur des lateralen Tibiakopfes links mit Beteiligung der Gelenkfläche bei minimalen Stufenbildungen. Da Stufenbildung und Dislokation minimal waren hat der behandelnde Arzt mir erstmal einen Spaltgips (Liegegips) für das ganze Bein verordnet. Ich bekam Belastungsverbot und sollte in einer Woche wiederkommen. Wenn sich bis dahin nichts verschoben hatte, war der ursprüngliche Therapieplan ca 8 Wochen Gips und dann Belastungsstart.
Für mich war mehr als der Schmerz selbst eher die Erkenntnis (die ich erst in den nächsten Tagen so richtig bei mir ankam), dass ich für sehr lange Zeit nicht gehen würde können, der größere Schock. Noch dazu fand ich es anfangs schwierig mit dem Riesengips und den Krücken umzugehen. Im Krankenhaus bekam ich keine Einführung zur Handhabung der Krücken, was meine Physiotherapeutin viel später dann sehr bemängelte. Auch hatte ich in den ersten Tagen mit den Thrombosespritzen einige Probleme, da ich eine allergische Reaktion entwickelte, die wie sich dann herausstellte aber an den Desinfektionstüchern und nicht an dem Mittel selbst lag.
Nach einer Woche kam ich zur Kontrolle ins Krankenhaus und dort leider zu der einzigen Ärztin im Verlauf dieser Verletzung mit der ich wirklich unzufrieden war. Der Bruch hatte sich nicht weiter verschoben, die Ärztin war allerdings anscheinend unzufrieden mit der Idee einer konservativen Therapiemethode. Ganz klar wollte sie mir das allerdings nicht sagen und mir auch keine Therapieempfehlung geben. Sie schickte mich mit dem Spaltgips wieder heim und sagte ich solle mir über das Wochenende bitte endlich überlegen ob ich eine Operation oder weiterhin den Gips wolle. Daraufhin besuchte ich einen privaten Orthopäden, der mir (wie der erste Arzt im Krankenhaus) ebenso eine konservative Therapie empfohlen hat, jedoch wieder darauf hinwies, dass ich wirklich darauf achten solle das Bein auf keinen Fall zu belasten.
Ich hatte daraufhin wöchtenlich Krankenhauskontrollen mit Röntgen um eine etwaige Verschiebung zu überprüfen. Auch bekam ich bald statt dem Spaltgips einen geschlossenen Oberschenkelgips, der allerdings nur um wenig leichter war. Erst am 18.5. bekam ich dann eine Knieorthese, mit der ich wieder begann das Knie 30Grad zu beugen, jedoch noch immer mit Belastungsverbot. Erst am 9.6. (also nach fast 8 Wochen) durfte ich die Belastung mit 15kg starten - die Knieorthese war noch immer auf 30Grad eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt begann auch die (ungemein wichtige) Physiotherapie.
Zwei Wochen später wurde die Knieorthese auf 60Grad erweitert und die Belastung auf 25-30kg.
Weitere 2 Wochen später, am 7.7. wurde die Beugungseinschränkung der Knieorthese aufgehoben und Start der Vollbelastung, begleitet von der Physiotherapie, erlaubt. Ich sollte innerhalb von einer Woche wieder zumindest kleine Wege ganz ohne Krücken gehen können. Diese besagte Woche ist morgen vorbei - nach der heutigen Physiotherapie kann ich bei mir in der Wohnung schon ganz ohne Schiene und ohne Krücken gehen. Bei kleineren Wegen draußen gehe ich auch ohne Schiene, bei längeren benutze ich sie noch. Eine Krücke nehme ich momentan zur Vorsicht noch mit, wenn ich hinaus gehe - nach längeren Wegen ermüdet das Bein schnell und schmerzt, wenn ich es nicht zwischendurch durch die Krücke ein wenig entlaste.
Soweit so gut. Ich bin zuversichtlich, dass mit konsequentem Wiederholen der Übungen aus der Physiotherapie zur Muskelstärkung und Bewegung (jetzt kann ich dann auch bald das empfohlene Radfahren im Fitnesstudio beginnen) alles weiterhin am Weg der Besserung bleibt und gut verläuft.
Noch kurz zu Themen / Problemen die bei mir aufkamen oder mich beschäftigt haben:
Die Beugung
das Problem bei der konservativen Therapie ist natürlich, dass das Bein oft sehr lange im Gips ist (bei mir fast 2 Monate) und dadurch 'einrostet'. Die Beugung kann erst langsam wieder gestartet werden. Ich habe jetzt seit nicht ganz einer Woche die Erlaubnis (statt den vorherigen 60Grad) ganz zu beugen, das mir mögliche Maximum liegt jedoch bis jetzt bei ca 115Grad. Ich muss dazu aber sagen, dass ich sehr zuversichtlich bin. Nach jeder Einheit bei meiner wunderbaren Physiotherapeutin kann ich das Bein ein paar Grad mehr beugen und ich merke auch einfach, dass ich da im Alltag wirklich dahinter sein muss und je mehr ich es regelmäßig strecke und beuge, desto schneller bessert sich das auch.
Belastung/Schmerzen
ich habe bei der Belastung akut keine gravierenden Schmerzen. Jedoch muss man einfach damit rechnen, dass wenn man mit der Belastung nach langer Zeit wieder startet überall mal etwas zwickt oder zieht oder sticht. Wobei man zwar wirklich ausreichend üben muss, sollte man da jedoch auch auf seinen Körper hören und sich nicht übernehmen / zu viel von sich verlangen - wenn es zu sehr wehtut, wieder eben ein paar Schritte mit einer Krücke zur Unterstützung gehen zum Beispiel.
Das Gehen mit Krücken
Falls es einem im Krankenhaus nicht gezeigt wird, unbedingt Anleitungen dazu besorgen - im Internet gibt es einige - besonders bei Tipps fürs Treppen gehen etc. Beim Hinaufgehen: Krücken auf der unteren Stufe (oder eine Hand Krücke, die andere am Geländer) - kurz abstützen, das gesunde Bein auf die nächste Stufe und restlichen Körper nachziehen. Was meine Physiotherapeutin sehr verärgert hat, war, dass man im Krankenhaus so sehr darauf bedacht war, dass ich nur ja nicht belaste, dass ich zwei Monate auf Krücken mit einem Bein in der Luft herumgehüpft bin. Dadurch ist natürlich jeglicher normale Gang dahin und die Hüfte / der Rücken extrem belastet und schief. Es hätte schon sehr geholfen die natürliche Gangart beizubehalten, also den verletzten Fuß so mitzubewegen als wäre er belastbar, den Boden berührend, nur eben absolut ohne Gewicht daraufzugeben. Dann hätte der Körper zumindest nicht die natürliche Bewegung so schnell vergessen und der Start ins wieder Gehen lernen verläuft dann leichter.
Die Angst vor einem weiteren Verschieben
Mich hat eigentlich fast 2 Monate bis dann tatsächlich die Belastung begonnen hat, stets die Angst begleitet, dass sich doch noch was verschieben könnte, durch ein kurzes anstoßen oder falsch ankommen. Natürlich ist es wichtig da sehr vorsichtig zu sein, man sollte aber versuchen da ein gutes Mittel zu finden. Ich persönlich bin 3 oder 4 Mal im Laufe dieser Zeit ausgerutscht, so dass ich mit dem verletzten Fuß das Gleichgewicht wiederfinden musste. Jedes Mal bekam ich große Panik, nie ist etwas passiert. Ich hatte dabei allerdings auch nie einen Schmerz verspürt, mir wurde dann im Krankenhaus gesagt, dass man eine weitere Verschiebung durch äußere Umstände (also zu plötzlich und zu viel aufsteigen oder ähnliches) doch auch durch einen Schmerz spüren würde. Ich weiß nicht ob es denn tatsächlich möglich ist sich in dieser Situation nicht zu viele Sorgen zu machen, möchte aber zumindest gesagt haben, dass nicht jede kleine falsche Bewegung automatisch das Schlimmste bedeuten muss.
Physiotherapie
Unbedingt Physiotherapie machen und bei den Kontrollen im Krankenhaus auch immer wieder darauf bestehen, dass diese rechtzeitig empfohlen wird.
Fußschwellung/-verfärbung
Auch das machte mir immer wieder Sorgen, da ich im Internet dazu kaum Berichte finden konnte. Gerade in der Zeit bevor ich anfangen konnte wieder mehr zu belasten, wurde mein Fuß wenn er nach unten hing, also auch bei kleinen Wegen wie zum Wasser holen oder beim Zähne putzen leicht dunkelrot/rotbläulich und ist ein bisschen angeschwollen. Sobald ich das Bein dann wieder hochgelegt habe, wurde der Fuß auch gleich wieder 'normal'. Ich machte mir da immer gleich Sorgen wegen Thrombose, obwohl mir im Krankenhaus und auch von meiner Hausärztin gesagt wurde, dass das normal sei, solange es eben beim Hochlegen sofort wieder die normale Farbe bekommt und ich dabei auch keine Schmerzen oder Ähnliches habe. Das liegt wohl daran, dass das Blut nicht mehr so gut und schnell nach oben gepumpt wird, da ja von unten auch nie Druck darauf kommt. Ich hatte daher im Sitzen eigentlich wirklich immer das Bein nach oben auf einen zweiten Sessel gelegt und es wurde mir gesagt möglichst oft das Fußgelenk zu bewegen, also Fuß hinauf und hinunter ziehen, um die Venenpumpe anzuregen. Ich denke haupstächlich zur Beruhigung meiner Nerven meinte meine Hausärztin dann, ich könnte mir ja einen leichten Stützstrumpf besorgen (also die Variante für die man kein Rezept braucht, wie viele ihn auch zum Fliegen verwenden) und diesen anziehen, wenn ich aus dem Haus gehe und der Fuß wirklich länger nach unten hängt. Das habe ich gemacht und es hat mich auch beruhigt, ob es wirklich nötig gewesen ist, sei dahingestellt...
Im Alltag
Die ersten paar Wochen konnte ich zum Glück bei meiner Schwester wohnen, wollte dann allerdings doch zwecks der Unabhängigkeit wieder in meine eigene Wohnung zurück. Da half mir ein kleiner Rollwagen sehr, auf den ich Dinge (wie Wassergläser, Essen, alles mögliche eigentlich) stellen konnte um sie zu transportieren.
Da meine Dusche nicht flach zugänglich ist, war auch das Duschen zuerst eher schwierig. Das habe ich letztendlich dadurch gelöst in die Dusche einen Hocker zu stellen und auch vor die Dusche einen zu platzieren auf dem das verletzte Bein liegen konnte um mich so im Sitzen zu duschen.
Achtung im Badezimmer/bei Nässe mit den Krücken
auf glattem Boden, wie zum Beispiel auf Badezimmerfliesen, rutscht man damit wahnsinnig schnell weg, immer darauf achten, dass die Krücken beziehungsweise der Boden nicht nass sind. Das gleichte gilt auch bei Regen: Auf der Straße und am Asphalt rutscht man eigentlich auch bei Regen nicht weg, jedoch sind die Krücken dann nass und wenn man dann in ein Stiegenhaus mit glattem Boden kommt, sollte man die Krücken mit einem Tuch oder was auch immer zu Hand ist kurz unten abtrocknen, damit sie dann nicht doch wegrutschen. Auf der Straße und am Gehsteig auf Kanaldeckel oder ähnliche glatte Oberflächen achten, auf denen man leicht ausrutschen kann.
Ja, mehr fällt mir jetzt so im Nachhinein nicht mehr ein, ich beantworte aber gerne noch Fragen dazu, falls noch welche aufkommen!
Letztendlich kann ich sagen, dass ich von der konservativen Therapie in meinem Fall wirklich sehr überzeugt bin und mich glücklich schätze, dass diese überhaupt in Erwägung gezogen wurde (mir wurde von einem Arzt gesagt, bei einer Tibiakopffraktur wird oft gar nicht erst überlegt, sondern einfach gleich eine OP gemacht). Natürlich muss man auch die Nachteile sehen: man fängt später mit dem Belasten an und das Bein ist sehr lange gerade / wird steif. Jedoch ist eine OP einfach immer ein großes Risiko, und es wird dabei viel Gewebe zerstört, dass ja eigentlich intakt ist. Im Nachhinein waren sich bei mir auch alle Ärzte einig, dass eine OP ein unnötiger Eingriff in den Körper gewesen wäre. Aber das ist natürlich ganz individuell von Bruch zu Bruch unterschiedlich.
Gut, ich hoffe ich konnte das möglichst klar schildern und ein paar Betroffenen, die vielleicht gerade das Internet nach positiven Erfahrungsberichten durchstöbern, Hoffnung auf baldige Besserung geben!
Schöne Grüße und gute Besserung an alle, die gerade mit einer Verletzung zu kämpfen haben!
-b.