Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Geschichten und Meinungen rund um Beinbrüche und Knieprobleme

Moderator: Andi Jacomet

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Ram
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Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Beitrag von Ram »

Hallo,

ich bin einer der Glücklichen, deren Tibiakopffraktur mit konservativer Therapie behandelt werden konnte. Da es hier (und auch sonst im Web) nicht sonderlich viele Berichte darüber gibt, will ich mal meinen Fall schildern. Ich versuche auch Antworten auf die Fragen einzubauen, die ich mir die letzten Wochen so stellte.

Der Unfall:
Kitesurfen, Sprung verkackt. Ich landete mit beiden Beinen in den Schlaufen des Bretts, aber die Beine waren noch vollkommen angezogen. Dadurch wurde der Sprung nicht mit der Muskulatur abgefedert, sondern ging komplett auf’s Knie. Dazu kam wohl noch ein Verdrehen des Knies nach außen (da ich wohl den Kite verrissen habe). Eigentlich keine dramatische Sache, ist irgendwie blöd gelaufen (die Skifahrer unter Euch wissen was ich meine..) Generell gilt beim Surfen, dass entweder beide oder gar kein Fuß in den Schlaufen des Brettes stecken sollte. Sonst verdreht man sich schnell mal das Knie was zum typischen (vorderen) Kreuzbandriss führen kann. Das war bei mir aber nicht weil ich da ziemlich darauf achte. Der Sturz war eigentlich nicht schlimm, aber es war ein Stich durch’s Knie und ich wusste sofort, dass da jetzt irgendwas im Eimer ist.

Diagnose:
Nach dem Sturz bin ich sofort vom Wasser und hab mich Richtung Krankenhaus fahren lassen, im Auto habe ich das Knie auch sofort mit Eis gekühlt. Ich wohne derzeit in Dänemark, vom Auto aus haben wir im Krankenhaus angerufen um mich sozusagen anzumelden, das soll man hier so machen. Die Notaufnahme (es war an einem Samstag) wollte mich dann aber gar nicht sehen (!), weil ich angab auf dem Bein stehen zu können ohne umzuknicken. Absolut nicht nachvollziehbar, selbst mit einem abgerissenen Kreuzband oder so was hätte ich stehen können, die Muskeln stabilisieren ausreichend. Aber gut, so war das nun mal. Auf der Heimfahrt dann von einem Freund Krücken ausgeliehen, zu Hause dann das Knie hochgelagert und gekühlt. Am selben Abend dachte ich schon evtl. doch nochmal Glück gehabt zu haben, denn das Knie fühlte sich schon wieder ganz gut an. Da sollte ich mich aber täuschen, am nächsten Tag schmerzte es ziemlich und schwoll an. Dann folgte ein Arztbesuch, bei dem eine starke Schwellung festgestellt wurde und die üblichen Bändertests (Schubladen etc.) gemacht wurden. Diese Tests sind bei starker Schwellung und Schmerzen allerdings nicht sehr aussagekräftig, weil man reflexartig mit den Muskeln agiert. Der Arzt hat mich dann auch zum Röntgen überwiesen, auf den Röntgenbildern konnte man aber keinen Bruch sehen. Trotzdem vermuteten sowohl der Radiologe als auch meinen Arzt einen Bruch und ordneten ein (Röntgen-)CT an. Das wurde dann 10 Tage nach dem Unfall gemacht und zeigte klar eine Tibiakopffraktur. Der CT Befund lautet: laterale Tibakondylfraktur, rückseitig, ca 1.5 cm breit und mit einer Depression von ca 1-2 mm. Radiologe und behandelnder Arzt beschlossen gemeinsam gegen eine OP und damit für konservative Behandlung.
Das Knie war ziemlich geschwollen und ich hatte starke Schmerzen beim Drücken auf das Innenband. Was genau mit Bändern und Menisken los war wurde nicht untersucht, denn es bringt in dieser Situation nichts. Wenn ein Band abgerissen ist, dann wird es eh nicht operiert solange das Knie voller Erguss ist, wenn irgendwas angerissen ist, so ist Ruhigstellen die Therapie der Wahl, aber das wird aufgrund der Fraktur eh gemacht.



Therapie:
Also bekam ich eine DON-JOY Bandage (eine Art Orthese) mit Beweglichkeit von 0-20 Grad. Das Bein durfte ich überhaupt nicht belasten, die Bandage musste ich immer tragen, nur zum Duschen durfte ich sie abnehmen, dann war aber natürlich höchste Vorsicht geboten!
Nach 3 Wochen mit der Bandage war ich bei der Nachuntersuchung. Ich hatte keine Schmerzen, der Arzt machte diverse Tests am Knie (Schubladen, Lachmann etc.), das sah alles gut aus. (In dieser Situation machen diese Tests übrigens am meisten Sinn, denn die Schwellung ist weiter abgeklungen, und da die Muskulatur 3 Wochen nicht benutzt wurde wirkt man nicht dagegen. Der Arzt kann also das Knie wirklich bewegen wie er will.) Ich konnte das Knie fast ganz durchstrecken und bis ca 50 Grad beugen. Dass nicht mehr ging lag wohl an der noch immer durchaus nennenswerten Schwellung, kein Grund zur Beunruhigung, alles im Rahmen. Die Bandage war weitere 3 Wochen zu tragen, jetzt durfte (und sollte) ich das Knie aber im Bereich 0 bis 60 Grad beugen. Ich durfte weiter das Bein nicht belasten, maximal mit dem Eigengewicht des Beines. Mir wurden dann noch leichte Übungen gezeigt um die Beweglichkeit und Muskulatur zu fördern. Im Wesentlich war das einfach nur das Knie beugen und strecken, aber eben ohne Gewicht drauf, also z.B. auf dem Rücken liegend. Was mir sehr geholfen hat, war beim Gehen mit den Krücken das verletzte Bein „mitlaufen zu lassen“ wie beim normalen Gehen, nur ohne Gewicht auf dem Bein. Diese Bewegung fördern zum Einen die Durchblutung und zum Anderen verlernt man den Bewegungsablauf nicht, d.h. es hilft späteres Hinken gleich zu vermeiden.
Nach insgesamt 6 Wochen Bandage war ich dann noch mal bei der Nachuntersuchung. Ein Röntgenbild zeigte, dass die Knochen noch alle da sind wo sie hingehören. Ich hatte keinerlei Schmerzen und konnte das Knie auf fast 90 Grad Beugen. Der Arzt erlaubte Vollbelastung und hat mir die Bandage abgenommen :) Auf mein wiederholtes Nachfragen wegen Bändern und Menisken erfuhr ich, dass 90 % der Meniskusschäden durch Ruhigstellen heilen, angerissene Bänder brauchen 4-5 Wochen. Ich hatte die Bandage ja 6 Wochen, und da kein Verdacht auf irgendwelche Probleme bestand (keine Schmerzen, Bändertests von vor 3 Wochen, Durchstrecken möglich) wurde kein MRT gemacht. Nach der Nachuntersuchung war ich weiter mit Krücken unterwegs und habe dann langsam immer mehr belastet.

Am selben Tag hatte ich die erste Physiotherapiestunde (bzw. halbe Stunde). Es wurde festgestellt, dass da noch ein wenig Erguss im Knie ist, das ist aber ganz normal. Dann ließ er mich in einer Art Barren marschieren und immer weiter belasten, bis ich schließlich gehen konnte ohne den Barren anzufassen. Die Praxis habe ich mit beiden Krücken in einer Hand verlassen! Natürlich war das eher ein Schleichen als ein Gehen, aber immerhin. „Weite“ Strecken gehen klappt an dieser Stelle natürlich noch nicht ohne, aber das wird bald kommen, ich bin sehr zufrieden. :)

Ich schreibe das alles hier um zu zeigen, dass eine Tibiakopffraktur auch vergleichsweise glimpflich ablaufen kann! Beim Lesen im Netz findet man glaube ich tendenziell eher die tragischeren Fälle, weil die, die „Glück“ hatten schlichtweg nicht schreiben. Das kann desillusionieren, und dem hoffe ich ein wenig entgegenzuwirken. Interessant zu wissen fand ich auch, dass ein Knochen wenn er verheilt ist wieder genauso fest ist wie davor. Wenn also Bänder, Sehnen, und Muskeln wieder trainiert sind, ist alles wieder wie davor. (Ist bei Kreuzband oder Meniskusschäden ja eher die Ausnahme als die Regel)

Außerdem will ich teilen was mir sehr geholfen hat:
- Hochlagern und Kühlen gegen Schwellungen, Salben haben mir nicht wirklich was gebracht glaub ich
- Solange nicht klar ist was genau los ist am Besten gar nicht belasten!
- Bewegung: Zehen bewegen und auch den Knöchel geht immer (falls nur Knie betroffen ist), das treibt die
Venenpumpe an.
- Sobald man darf: Knie beugen und strecken. Immer geht auch das ganze Bein (auf dem Rücken liegend) heben. Wohl
auch immer geht einfach nur Muskeln anzuspannen, dazu braucht man keine Bewegung oder gar Belastung. Hab ich
mich in den ersten 3 Wochen aber auch nicht wirklich getraut.
- Versuchen auch mit Krücken so natürlich wie möglich zu gehen, nur eben ohne Gewicht auf dem Bein (sollte man
wohl nicht ganz am Anfang machen (bei mir die ersten 3 Wochen Bandage) wenn wirklich gar nicht belastet werden
darf) Das beugt Humpeln und anderen Fehlbelastungen vor.
- „Lymphdrainage“ gegen die Schwellung: Meine Freundin hat da nur v.A. am Knöchel und der Wade rummassiert, das
wirkte Wunder! Sie ist keine Fachkraft, daher hat sie am Knie nichts gemacht, aber das wirkte mehr als irgendwelche
Cremes, nach 30 min konnte man schon einen Erfolg sehen! Anleitungen gibt es im Internet. Das ist aber
selbstverständlich mit Vorsicht zu genießen, in der Nähe der Verletzung sollte man da selber nicht tätig werden wenn
man nicht genau weiß was man tut.

Vielleicht sollte ich noch was zu meinen Voraussetzungen sagen: männlich, 30 Jahre, sportlich, aber kein Profisportler oder so. Mir wurde gesagt ab dem Tag der letzten Nachuntersuchung wird es wohl so 1-2 Wochen dauern bis ich die Krücken nicht mehr brauche. Nach 2 Tagen Belasten kann ich jetzt auch schon ca. 5 Minuten am Stück ohne Krücken (langsam) gehen. Wade und Achillessehne haben ihre Beweglichkeit noch nicht wieder zurück, aber alles in allem ist der Fortschritt sehr gut.

Noch eine Randbemerkung: ich bin ziemlich erschrocken als ich eines Morgens aufwachte, meine Finger streckte und der Ringfinger erst nicht mitmachte, dann aber nach vorne schnellte. Da dachte ich kurzzeitig jetzt geht es echt bergab mit mir, aber es war dann nach wenigen Minuten wieder weg - kam aber auch jeden Morgen wieder. Mittlerweile weiß ich, dass das gängig ist wenn man viel mit Krücken geht und wohl auch von allein wieder weggeht (Schnappfinger).

Ich hoffe ich konnte ein bisschen Hoffnung verbreiten und wünsche Allen eine gute Besserung!! Vor Allem denjenigen, die es Wesentlich schlimmer erwischt hat!
Saphira
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Re: Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Beitrag von Saphira »

Hallo Ram
Erst einmal herzlich Willkommen :lol: Schön zu hören, daß du wohl mit einem blauen Auge davon gekommen bist. Ich habe irgendwo im Netz gelesen, daß eine Tibiakopffraktur tatsächlich in den meisten Fällen operativ versorgt werden muß, so gesehen hast du wirklich Glück gehabt. Aber du hast ja auch alles andere als einen Spaziergang hinter dir und ich freue mich, daß es dir schon so gut geht. Ich fände es super, wenn du weiter berichten würdest, wie sich dein Knie unter Vollbelastung verhält, denn ich darf seit ein paar Tagen voll belasten und traue mich nicht :roll: Allerdings hatte ich meinen Unfall im September 2011 und von da an, ist eine Menge falsch gelaufen :evil: Ich hoffe du fühlst dich in unsere Runde wohl und wünsche dir, daß es mit deinen Erfolgen so weiter läuft ( im wahrsten Sinnes des Wortes) :mrgreen:
Liebe Grüße
Saphira
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joelinho
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Re: Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Beitrag von joelinho »

Ram hat geschrieben:Ich schreibe das alles hier um zu zeigen, dass eine Tibiakopffraktur auch vergleichsweise glimpflich ablaufen kann! Beim Lesen im Netz findet man glaube ich tendenziell eher die tragischeren Fälle, weil die, die „Glück“ hatten schlichtweg nicht schreiben. Das kann desillusionieren, und dem hoffe ich ein wenig entgegenzuwirken
Hallo Ram!
Willkommen hier bei uns, es ist genauso wie du geschrieben hast, die die nicht so schlimm dran sind lesen auch nicht so viel im net nach und schreiben daher auch gar nicht. Ich finds toll, dass du deine Geschichte auch hier reingestellt hast, alles Gute weiterhin.

P.S. An Alle!
Ich hab heute meinen letzten Arbeitstag und dann gehts wieder nach Viserba bei Rimini! 2 Wochen dolce vita - ich bin dann mal weg :mrgreen: .
Gruß, Joelinho
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Eterna
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Re: Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Beitrag von Eterna »

Salü Ram,
möchte dich ebenfalls herzlich willkommen heißen.
Kann Joe nur zustimmen wem es gut geht der befasst sich nicht weiter mit Problemen die auftauchen könnten oder gekonnt hätten.
joelinho hat geschrieben:P.S. An Alle!
Ich hab heute meinen letzten Arbeitstag und dann gehts wieder nach Viserba bei Rimini! 2 Wochen dolce vita - ich bin dann mal weg :mrgreen: .
Wieso weg du warst doch kaum da, vermisse dich hier in unserer Runde... Aber trotzdem ...schönen Urlaub!!

LG Marion
Alle sagten: " Das geht nicht !"
Dann kam einer, der wusste das nicht
und hat es gemacht.
Seidenpfötchen
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Re: Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Beitrag von Seidenpfötchen »

Hallo Ram,

auch von mir ein herzlich Willkommen bei uns.

Es ist immer wieder interessant zu lesen, dass es auch anders geht. Die meisten konservativen Behandlungen, die sich hier gemeldet haben, waren alle aus dem Ausland.

Das wirft natürlich sofort die Frage auf, wird bei uns in Deutschland zu schnell operiert oder fallen wir auf unserer Gotteserde einfach zu unkontrolliert, weil wir ja zu Hause sind???????? - lach

Wir können es leider nicht entscheiden und wahrscheinlich auch die Ärzte hier nicht, darum greift man fast immer zum Messer. So denkt man, dass man nichts verkehrt machen kann. ( das Finanzielle blende ich mal aus )

Es gibt viele Doktorarbeiten die sich damit beschäftigen, ob op oder nicht. Sie haben beide ihre Vor- und Nachteile.

Du brauchst dich auf jeden Fall, nicht mit der ME beschäftigen.
Wünsche dir alles Gute, vielleicht schreibst du ja trotzdem ab und zu, wie es dir geht???????

Bis bald
Seidenpfötchen

P.S. Hallo Joe,

zuerst habe ich gedacht, du willst in Rente gehen??????
Habe mich schon gefreut, denn dann hättest du ja wieder viel Zeit und könntest wieder mehr schreiben ( deine erfrischende Fantasie hat mir gefehlt - lach )

Wünsche dir aber trotzdem einen schönen Urlaub und viel Schnee. Sonne brauchst du ja nicht, haste ja im Gemüt. - lach
Wenn du dann mal wieder da bist, bist du dann auch mal für uns da???????

ein immer wieder trauriges
Seidenpfötchen
Ram
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Re: Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Beitrag von Ram »

Danke für die netten Antworten !
Ich glaube schon, dass die, die es nicht so heftig erwischt hat auch viel im Netz suchen. Mich hat es wahnsinnig gemacht einfach nur nicht zu wissen wie lange es wohl dauert, was ich machen kann/soll und was eher nicht. Aber am Anfang des Weges ist es schwierig was zu schreiben, weil vieles noch unklar ist, und wenn es dann soweit ist, dass man wieder gehen kann, hat man andere Dinge zu tun als alles aufzuschreiben :wink: Ich habe mir fest vorgenommen meine Geschichte ins Netz zu stellen weil ich sehr froh gewesen wäre so was zu finden. Aber ich hab ja auch gewartet bis nach der letzten Untersuchung.

Zur Behandlungmethode: Bei mir wurde eine OP schon auch in Erwägung gezogen. Allerdings war das Knie schon sehr geschwollen und Bänder wohl schon auch zumindest verletzt, das ist keine gute Voraussetzung für eine OP. Aber wie war das bei Euch, da war doch wohl auch nicht nur der Knochen gebrochen, und alle Weichteil rundum unversehrt, oder?

Heute ist Tag 5 der Vollbelastung, ich kann 10 min oder so am Stück ohne Krücken gehen. Nach einer Pause geht es dann wieder weiter. Vielleicht ginge auch mehr ohne Pause, aber ich will es ja nicht übertreiben. Es geht von Tag zu Tag besser, auch wenn natürlich noch langsam und ein bisschen im Roboter-style :wink: . Die Wade fühlt sich seit im Wesentlichen heute nicht mehr so fest an, auch die Achillessehne ist wieder etwas flexibler. Stufen steigen geht noch nicht, ich kann nach wie vor nicht wirklich weiter als 90 Grad beugen. Mein Physio meinte aber, das mit dem Beugen komme mehr oder weniger von alleine/etwas später, da brauche ich mich erstmal nicht drum kümmern.

@Saphira: Zum ersten Mal voll belastet habe ich bei der Physiotherapie, der hat mich in einer Art Barren gehen lassen, also mit Händen am Geländer sozusagen, und dann aufgefordert immer weniger Gewicht mit den Schulter abzunehmen. Irgendwann sind die Hände nur noch zur Sicherheit an den Stangen, dann 5 cm über den Stangen, und schließlich bei Dir am Körper. Der Schritt raus aus dem sicheren „Käfig“ schließlich kostete schon Überwindung.. Danach habe ich es so gehandhabt: Mit Krücken gehen, aber so wenig wie möglich damit abnehmen. Ich hab das mit einer Waage ausprobiert, wenn Du Deinem Bein 5-10 Kilo abnimmst fühlt sich das gleich alles viel sicherer an. Ist trotzdem ein sehr gutes Training und eh fast Vollbelastung. Kannst es auch als Aufwärmübung sehen ;-) Ohne Krücken zu gehen bedeutete bei mir am Anfang, dass ich sie in der Hand habe, bereit damit zu gehen, und nur ca 10 cm über den Boden. Sobald sich irgendwas nicht gut anfühlte oder ich unsicher wurde benutzte ich sie. Mein Physio sagte, ich brauche sie nicht, es ist nur Kopfsache. Aber ich muss auf die Symptome hören, sobald sich irgendwas nicht gut anfühlt, sind die Krücken da. Kann also nix passieren. Genauso mache ich das jetzt auch noch, ich hab sie immer in greifbarer Nähe, draußen trage ich sie in einer Hand.
Ich habe gelesen, man soll ohne Krücken gehen wo man sich sicher fühlt, also z.B. zu Hause. Ich halte es für besser im Park oder so, und zwar allein. Da ist nichts und niemand was ablenkt, nur Du und eine gerade, ebene Strecke. Du kannst Dich konzentrieren und auf die Symptome hören. Zu Hause lenken zu viele Dinge ab, und die Strecken sind auch nicht ideal weil zu kurz. Wenn irgendwas nach ein paar Schritten zwickt nimmst die Krücken bisschen mit dazu und probierst es nach ein paar Schritten wieder ohne. Vorsicht gilt v.A. bei Drehbewegungen (Umdrehen zu Hause !).
Ram
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Re: Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Beitrag von Ram »

Hallo !
3 Monate später mal ein update von meinem Verlauf: Nach der Erlaubnis voll zu belasten brachte wohl viel Gehen und das tägliche Ausführen der Übungen aus der Physiotherapie am meisten. Einen großen Sprung in der Verbesserung konnte ich merken als ich endlich Radfahren konnte. Erst mal ging das nur drinnen auf einem Trainingsrad, und auch das ohne es anzuschalten, einfach nur im Leerlauf. Das begrenzende waren dabei nicht die Muskeln sondern die Beweglichkeit (Beugung) des Knies, ich konnte erst nur rundum treten indem ich mich mit dem Oberkörper von links nach rechts mitbewegte. Sobald es aber klappt kann man schneller machen und so die Beweglichkeit fördern (ohne Widerstand, es geht nur um die Bewegung). Auf dem Trainingsrad war ich nach ca 2 Wochen erlaubter Vollbelastung zum ersten Mal, da ging es aber kaum, nach 3 Wochen war es ok. Weitere ca 10 Tage später bin ich dann erstmal wieder auf einem richtigen Fahrrad draußen rumgefahren, das war schön und bringt viel für das Knie. Das sollte man besser mit einem Damenrad machen damit das Anfahren und Stoppen problemloser geht. Außerdem sollte man sehr vorausschauend fahren, denn die Gefahr besteht bei überraschendem Anhalten den schlechten Fuß unüberlegt aufzusetzen und ihn dabei zu stark zu belasten oder zu verdrehen oder so was. Steigungen sind natürlich erstmal zu meiden und Aufstehen beim Fahren ist auch tabu.

Nach dem Radfahren ist Laufen der nächste Schritt. Ich habe das – in Absprache mit dem Physiotherapeuten – nach etwa 9 Wochen Vollbelastung draußen auf Teer probiert, und auch nur ca 15 min relativ langsam. Das war bei mir aber zu früh, ich bekam wieder Schmerzen an der Innenseite des Knies, und zwar auch ohne Belastung, und das Knie schwoll wieder ein wenig an. Nach 2 Wochen Pause war der nächste Versuch auf einem Laufband, das ging ganz gut. Kurze Strecken draußen zum Testen fühlten sich dann noch immer nicht gut an, erst ca 3 Wochen nach Beginn des Laufens auf dem Band ging es auch draußen wieder. Mittlerweile kann ich so 20 min Laufen, dann wird es zuviel. Dann spüre ich zwar keinen richtigen Schmerz, aber es fühlt sich nach Überbelastung an.
In der jetzigen Phase geht es halt eher langsam voran, aber ich klage nicht, denn ich kann ja praktisch wieder alles machen :D (war sogar schon wieder surfen, wenngleich sehr viel zurückhaltender als vor dem Unfall)

Gute Besserung und Kopf Hoch an Alle !
baeumchen
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Re: Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Beitrag von baeumchen »

Hallo Ram,

das hört sih doch mal richtig gut an. Da scheinst du ja echt noch mit nem blauen Auge davon gekommen zu sein.

SURFEN :oops: ????? Unvorstellbar.

Schön dass du uns aber deine Erfolgsgeschichte geschrieben hast - grade für "NEUE" ist es super wenn hier nicht nur verkorkste heilungsverläufe stehen :roll:

Wünsch dir weiterhin ganz viele Fortschritte

einen lieben Gruß

das Baeumchen
kore
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Re: Konservative Tibiakopffraktur - Erfahrungsbericht

Beitrag von kore »

Hallo Ram,
bin hier neu und habe gerade deinen Beitrag gelesen. Ich habe eine Tibiakopffraktur mit Impression von 3mm. Dei Fraktur war wohl nicht verschoben. Die Ärzte liessen mir die Wahl, ob ich konservativ behandeln lasse oder operieren mit 2 Schrauben. Bei der Erstuntersuchung meinte der Arzt, er würde es operieren lassen, man könne es aber auch so lassen. er gab mir einen Op-Termin und meinte ich könne das dann noch malmit einem anderen Arzt besprechen. Meine Orthopädin hatte keine Ahnung. Tja, und dann bin ich mit Tasche in die Klinik und da sagt der operierende Arzt auch, dass ich mir das überlegen kann. Ich wußte überhaupt nicht was ich machen soll. Ich dachte, wenn es nur ein Bruch wäre ginge es ohne Op, aber da es im Knie ja abgesenkt war, dachte ich es sei besser es auffüllen zu lassen. der Arzt meinte nach der Op, es sei stabiler durch die Schrauben.
Mich würde interessieren, wie sich das bei dir mit der Absenkung jetzt verhält. Geht die weg oder ist das nicht so große Auswirkungen??
Ich finde toll, dass du dich für die konservative Behandlung entschieden hast :)

lieben Gruß
kore
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