Nun wurde also auch mein noch gesundes Knie einmal mit einer Spritze malträtiert. Wie kams dazu?
Irgendwie habe ich gesundheitlich grad ne Pechsträhne. Seit Dezember 2010 plagte mich ein Nierenstein, den ich schliesslich Ende Juni operativ in Spinalnarkose entfernen lassen musste. Das Schlimmste war dabei beinahe, seeehr lange nichts zu sich nehmen zu dürfen...

Nun gut, danach zwei Wochen blutigen Urin zu produzieren, ständig aus Klo rennen zu müssen und bei jedem Geschäft Höllenqualen zu leiden war beinahe noch übler. (Nach der Stein-Entfernung wurde eine Doppel-J-Schiene eingesetzt, ein Katheter zwischen Blase und Niere - das kann bisweilen ziemlich schmerzhaft werden.)
Entfernt wurde sie, wie könnte es anders sein, letzten Freitag ohne Spinalnarkose (immerhin mit einer leichten Harnröhrenbetäubung) via einen Körperteil, an dem sich Männer nur ungern rumfummeln lassen - gut, mal die Prostata und den ganzen Rest am Bildschirm von innen sehen und nicht immer nur Menisken und Bänder war auch spannend. Das Rauszupfen ist erstaunlicherweise nur ganz kurz unangenehm.
Nun, kaum war das überstanden - und damit zu dem, was euch hier vor allem interessiert -, tat plötzlich das bisher gesunde Knie weh; nach 24 Stunden so sehr, dass ich nicht mehr gehen konnte. Zum Glück waren da noch die Rennstöcke meiner diversen Knie-Operationen im Estrich! Also gings sonntags in die Notfallstation jenes Spitals, in dem ich die letzten zwei Knie-OPs hatte.
Kleiner Erguss, OK, CRP 25, auch keine Katastrophe, Blut ansonsten und auch das Röntgenbild völlig normal...

... seltsam, es fühlte sich beinahe wie ein Bänderriss an oder wie wenn sich ein Teil des Mensikus selbständig gemacht hätte. Das, was man klassischerweise "ausgeprägtes Fremdkörpergefühl" nennt.
Unverrichteter Dinge gings heim: Diclofenac- und Quarkwickel sowie Eis gegen die Schwellung, dazu 150mg Diclo täglich oral, beobachten, sich wieder melden... na toll. Ich hatte den ganzen Gesundheitsschrott echt satt.
Da ist aber ja noch meine Grunderkrankung Morbus Bechterew, im Rahmen derer ich alle 10 Woche Remicade-Infusionen im Spital bekomme. War das tatsächlich mein erster grosser Rheumaschub seit Beginn der Remicade-Gabe vor neun Jahren? Ein Anruf bei den Rheumatologen: "Hm, das kanns schon mal geben, kommen Sie doch am Mittwoch mal vorbei, wir gucken uns das genauer an."
Ein Hoffnungsschimmer!
Und tatsächlich: Zwar konnte ich mit genug Diclo wieder einigermassen gehen, aber der Erguss im Knie wurde ausgeprägter, und auch im 6x operierten Knie schien sich langsam Flüssigkeit anzusammeln. Das CRP war inzwischen auf 34 gestiegen - klare Anzeichen für irgend einen isolierten entzündlichen Vorgang, ansonsten fühlte ich mich einigermassen gesund, auffällig war aber, dass verschiedene andere Gelenke auch leicht schmerzten.
Man entschied sich also zur Punktion und zu einer drei Wochen verfrühten Remicade-Infusion, um dem offensichtlichen Ausnahme-Rheumschub zu stoppen. Stechen würde eine Oberassistentin, begleitet von einem Professor und mit einem Cand. med. als Zuschauer (er musste Grey's-Anatomy-mässig fragen des Profaxen beantworten, das war recht lustig, aber er hatte alles voll im Griff).
Schon auf dem Ultraschall sah man ein grosses Flüssigkeitsdeopt, das deckte sich mit meinem Gefühl, dass das Knie schon bei 80° Flex fast zu platzen schien. Es ist unangenehm, wenn einem das letzte verbleibende Knie mit einer relativ langen Nadel malträtiert wird, aber es musste sein... also zweimal desinfizieren, Kommando "Mundschutz auf!" und los gings... ächz, zu Beginn sehr unangenehm, aber wenn die Nadel mal sitzt, sind die Schmerzen vorbei: Der Professor knetete brav die Flüssigkeit zur Nadel, die Oberassistentin zog fleissig raus, am Ende war fast ein halber Deziliter gelbes Zeugs draussen. Dafür kam noch eine Ladung Kenacort rein.

Die drei schlossen noch ne Wette um eine Flasche Wein ab, wie viele Erythrozyten in einem ml drin sein würden und verabschiedeten sich dann nach getaner Arbeit zum Mittagessen. Eine nette Crew!
Mir gings schlagartig besser durch die Entlastung. Kein Wunder: Ein Knie ist kein Wasserdepot - das gehört wenn schon ins Hirn
Nach 400mg Remicade und 24 Stunden gehts mir nun, wie wenn niemals was gewesen wäre. Die Schmerzen sind wie weggeblasen. Wunderbar!